Der Text
Der griechische Text ist bedingt durch den Erhaltungszustand des Papyrus nur fragmentarisch erhalten, so dass eine Rekonstruktion des Inhaltes erst im Kontext mit anderen Quellen möglich wurde
Kurzzusammenfassung des Inhalts
Kaiser Caracalla spricht im Edikt den Göttern gegenüber seinen Dank aus (Zeile 2-4a) und verleiht (nahezu) allen freien Bewohnern des Imperium Romanum das römische Bürgerrecht, die bis dato mehrheitlich den Rang von ‚Fremden‘ (peregrini) innehatten (Zeile 7b-9a). Ausgenommen ist die bis heute nicht sicher identifizierte kleine Gruppe der dediticii bzw. in der griechischen Fassung deitíkioi (Zeile 9).
Die mit dem Status zusammenhängenden rechtlichen und sozialen Unterschiede werden im Abschnitt "Bürger Roms" genauer erläutert.
Textfragmente auf dem Papyrus
Der "Papyrus Gissensis 40" ist insbesondere auf der linken Hälfte, der den Text der Constitutio Antoniniana trägt, stark beschädigt. Verantwortlich sind vor allem Wurmfraß, Faltung und Schimmelbildung. Auch Grundwasser hat dem Papyrus bei seiner Aufbewahrung in einem Banktresor stark zugesetzt.
Details zum Papyrus (z.B. zu Zustand, Stationen, Herstellung, Restaurierung) erfahren Sie im Abschnitt "Papyrus".
Nachfolgende Abbildung zeigt den Ausschnitt des Papyrus mit der Constitutio Antoniniana:
Aus einem solchen Fragment den vollständigen Text zu entnehmen, ist kaum möglich. Fehlende Textstellen können oft nur in Verbindung mit anderen Dokumenten interpretiert werden. Ein Beispiel für eine solche Interpretation in Bezug auf die Constitutio Antoniniana können Sie in den Texten von Kuhlmann (z.B. Kuhlmann 1994/2006 ab S. 218) ansehen.
Griechischer Originaltext
Dank intensiver philologischer und historischer Forschung konnte der griechische Text in entscheidenden Passagen rekonstruiert werden. Sie sehen hier die Rekonstruktion von Kuhlmann (Kuhlmann und Barnes 2012, S. 47):
Übersetzung
Kuhlmann (Kuhlmann 1994/2006, S. 223) übersetzt wie folgt:
Kaiser Markus Aurelius [Severus] Antoninus E[usebe]s verkündet: ["...] eher [...] die Gründe und die Überlegungen...[...] den unsterblichen Göttern möchte ich danken, daß sie mich in einer solchen [Gefahr?] gerettet haben. Daher glaube ich denn in dieser Weise [fromm o.ä.?] ihrer Größe entsprechend zu handeln, [wenn ich...], sooft zu meinen Untertanen [andere Menschen?] kommen, [sie zu den Heiligtümern?] der Götter bringe. Ich verleihe allen [...im] Reich das Römische Bürgerrecht. Dabei behalten [die Rechtsansprüche der Gemeinwesen] ihre Gültigkeit abgesehen von den [..]. Denn es soll...[...] alles [...] schon auch durch den Sieg umfass... [...] der Erlaß möge die Größe des römischen Volkes..."
Interpretation
Betrachten wir hier die Interpretation der Zeilen ebenfalls durch Kuhlmann (Kuhlmann 1994/2006, S. 218):
"Die erste Kolumne des Papyrus enthält ein Edikt des Kaisers Caracalla, wie aus dem Wortlaut von Z. 1 hervorgeht. In Z. 2-4a dankt der Herrscher den Göttern dafür, daß sie ihn vor irgendetwas bewahrt haben. Z. 4h-5 kündet offenbar einen der Dankbarkeit gegenüber den Göttern entspringenden Akt des Kaisers an. Der Sinn von Z. 6-7a läßt sich nach dem Erhaltenen nicht mehr sicher ermitteln; der Kaiser erwähnt "seine Menschen", zu denen jemand kommt, und wieder die Götter. Der Wortlaut von Z. 7b-9a läßt mit Sicherheit auf eine Bürgerrechtsverleihung Caracallas "an alle [.:.?J im Reich" schließen. An die Bürgerrechtsverleihung schließt sich eine Salvationsklausel mit Zusatz an, die nach dem Vorbild anderer Bürgerrechtsverleihungen das Fortbestehen des lokalen Rechts trotz der Bürgerrechtsverleihung bestimmt haben dürfte. In Z. 10 ist von einem Sieg die Rede, in den jemand miteinbezogen werden soll."
Wenn Sie möchten, fahren Sie >>hier<< mit den Informationen zu Kaiser Caracalla und seinen Motiven für den Erlass der Constitutio Antoniniana fort.