Caracalla und seine Motive
Die Person Caracalla wird auf dieser Seite näher beleuchtet, thematisiert werden die Ermordung seines Bruders Geta sowie mögliche Motive für den Erlass der Constitutio Antoniniana.
Bild: Caracalla MAN Napoli, by Marie-Lan Nguyen [cc by 2.5 Generic], from Wikimedia Commons
Caracalla war der Spitzname von Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus, der unter dem Namen Lucius Septimius Bassianus 188 n. Chr. geboren wurde. Sein Spitzname leitete sich von einem Kapuzenmantel ab, den der Kaiser in einer von ihm leicht abgewandelten Form gerne trug.
Wir beschränken uns hier auf die Informationen zu Caracalla, welche im Zusammenhang mit der Constitutio Antoniniana besonders relevant erscheinen. Als lohnende, weitergehende Lektüre sei hier auf den entsprechenden und als exzellent ausgewiesenen Wikipedia-Artikel zu Caracalla verwiesen.
Bei allen folgenden Ausführungen begibt man sich auf spekulatives Terrain, da auch die Schilderungen der wenigen Geschichtsschreiber nicht als Faktendarstellungen verstanden werden können. So gelten die Darstellungen von Cassius Dio (Römische Geschichte, 79,9,5) als die präzisesten, den man jedoch als politischen Gegner des Kaisers betrachten muss.
Brudermord
Nach dem Tod des alten Kaisers Septimius Severus trat Caracalla gemeinsam mit seinem Bruder Geta die Nachfolge des Vaters an. Bei den beiden Brüdern war ihre Konkurrenz schon lange in Hass umgeschlagen, so dass sie sich vermutlich gegenseitig nach dem Leben trachteten, um die Alleinherrschaft im Römischen Reich zu erlangen. Caracalla nennt entsprechende Absichten Getas als Begründung für die seinerseitige Ermordung des Bruders im Dezember 211. Der Dank an die Götter für die Errettung aus großer Gefahr im Text der Constitutio Antoniniana (Zeile 3) bezieht sich wahrscheinlich auf diesen tödlich endenden Konflikt.
Festigung der Macht
Um seine Macht nach dieser von vielen als Tabubruch angesehenen Tat wieder zu festigen, ließ Caracalla zunächst alle vermuteten Anhänger seines Bruders ermorden - etwa 20.000 Menschen. Beträchtliche Solderhöhungen und Geldgeschenke überzeugten die Soldaten und brachten ihm Loyalität ein, was den Staat jedoch in eine finanzielle Schieflage brachte. Möglicherweise diente auch der Bau der berühmten Caracalla-Therme in Rom dem Zweck, sich die dortige Stadtbevölkerung gewogen zu machen.
Einige Historiker sehen auch in der Constitutio Antoniniana ein politisches Motiv zur Machtfestigung (s.u.).
Motive für die Constitutio Antoniniana
Dank an die Götter
Der Kaiser selbst betont im Edikt seine Dankbarkeit gegenüber den Göttern für die Errettung aus einer Gefahr (s.o.). Da Caracalla den Gottheiten häufig Opfer und Weihegaben brachte, sie anbetete und verehrte, scheint die Integration Fremder durch die Bürgerrechtsverleihung auch dadurch motiviert gewesen zu sein: Den römischen Neubürgern wurde durch ihren neuen Status die römische Kultwelt erschlossen und nahegelegt. So werden sie ebenfalls "zu den Göttern gebracht" (vgl. Text der Constitutio ab Zeile 6).
Politische Motive
Die Bürgerrechtsverleihung band die gesamte Reichsbevölkerung persönlich eng an den Kaiser, der so auch zur Integrationsfigur für die vielen Provinzen und ihre Einwohner wurde (Kuhlmann und Barnes 2012, S. 50). Insbesondere den Neubürgern wusste Caracalla mit der Constitutio Antoniniana als Wohltäter zu gefallen, der ihnen neue Würde gab (Piepenbrink 2018). Die große Resonanz lässt sich an der Ausbreitung des kaiserlichen Familiennamens Aurelius festmachen, der als Dank für das neu erworbene Bürgerrecht oft angenommen wurde (Pferdehirt/Scholz 2012, S.67ff.).
Piepenbrink weist darauf hin, dass politische und religiöse Gesichtspunkte hier eng verwoben sind. Kultteilnahme und Bürgerrecht erweisen sich als effektive Instrumente der Romanisierung.
Steuereinahmen
Nach Ansicht von Cassius Dio seien die steuerlichen Auswirkungen der Bürgerrechtsverleihung jedoch das wahre Motiv gewesen, denn auf die römischen Neubürger kamen nun zusätzlich zu den alten Abgabeverpflichtungen Erbschafts- bzw Freilassungssteuer hinzu. Caracalla hat zudem die Erbschaftssteuer von 5 auf 10% erhöht und Steuerbefreiungen aufgehoben (Pferdehirt/Scholz 2012, S.62). Die großzügigen Solderhöhungen und andere Abfindungen wurden hierdurch sicher mitfinanziert.
Weiterführende Informationen zur Constitutio Antoniniana finden Sie auf der >>nächsten Seite<<.