Papyrussammlung der UB

Auf dieser Seite wird die aus mehreren Teilsammlungen bestehende Papyrussammlung der Universitätsbibliothek genauer vorgestellt. Sie erfahren, wo Sie die online frei zugänglichen Digitalisate der Papyri und Ostraka finden und wie die Originale lagern.

Die Gießener Papyrussammlung ist mit über 2.300 Objekten die fünftgrößte in Deutschland. Tatsächlich setzt sie sich aus vier Teilsammlungen zusammen, den Papyri Gissenses, den Ostraca Gissensia, den Papyri bibliothecae universitatis Gissensis und den Papyri Iandanae.

Die Texte auf dieser Seite stammen im Wesentlichen aus einem Artikel von Dr. Olaf Schneider.

Online-Zugänglichkeit

Alle Stücke sind digitalisiert und daher online einsehbar. Auf der Website der Universitätsbibliothek finden Sie Informationen zu diesen Sammlungen hier: https://www.uni-giessen.de/ub/ueber-uns/sam/papyri-ostraka-keilschrifttafeln.

Im Rahmen eines DFG-Projekts wurde eine ausführliche Datenbank mit Beschreibungen und Digitalisaten erstellt. Sie steht über die Universität Leipzig zur Verfügung. Die Constitutio Antoniniana finden Sie in der Datenbank direkt über diesen Link.

Die Gießener Papyrussammlungen können Sie ebenfalls im Papyrusportal recherchieren, über das Sie auch Zugang zu weiteren Papyrussammlungen in Deutschland haben.

1 - Papyri Gissenses

Bei der ältesten Teilsammlung handelt es sich um die Papyri Gissenses (P.Giss.). Im Jahr 1902 erwarb Ernst Kornemann (1886–1946) die ersten rund 150 Stücke (darunter die Constitutio Antoniniana) über den Handel in Eschmunên in Ägypten. Finanziert wurde dies durch Gießener Mäzene, etwa den Industriellen Wilhelm Gail (1854–1925). Im Jahr 1908 trat Kornemann für weitere Erwerbungen dem in Berlin angesiedelten Deutschen Papyruskartell für weitere Erwerbungen bei und behielt sich das Erstpublikationsrecht für alle Stücke vor. Nach ihrem frühen Aufbewahrungsort wurden sie auch als „Papyri im Museum des Oberhessischen Geschichtsvereins“ bezeichnet. Die 1913 abgeschlossene Sammlung befindet sich heute im Besitz der Stadt Gießen und umfasst heute knapp 600 Inventarnummern.

2 - Ostraca Gissensia

Überwiegend im Jahr 1903 wurden ebenfalls auf Initiative Kornemanns die Ostraca Gissensia (O.Giss.) – beschriebene Tonscherben – im ägyptischen Theben als Ergänzung der Papyri Gissensis erworben. Die heute rund 550 Stücke befanden sich zunächst auch im Alten Schloss und gehören ebenfalls der Stadt Gießen.

3 - Papyri bibliothecae universitatis Gissensis

Um über eine eigene Sammlung für die universitäre Forschung und Lehre zu verfügen, entstanden die Papyri bibliothecae universitatis Gissensis (P.B.U.G.), die Papyri der Gießener Universitätsbibliothek, in den Jahren 1908–1913 und 1928. Die Anregung ging von den klassischen Philologen Otto Immisch (1897–1913 in Gießen) und Alfred Körte (1906–1914) aus. Erworben wurde die Sammlung über das Papyruskartell, dessen Mitglied die Bibliothek seit 1908 war, finanziert durch Mäzenen und die Gießener Hochschulgesellschaft. Ihren Platz fand sie zunächst ebenfalls im Alten Schloss. Sie umfasst knapp 600 Stücke. Der klassische Philologe Karl Kalbfleisch (1868–1946) betreute sie seit 1913.

4 - Papyri Iandanae

Karl Kalbfleischs eigene private Papyrussammlung, die Papyri Iandanae (P.Iand.), entstand 1905–1913 und 1926–1927, benannt nach seinem Gelnhäuser Großvater Reinhold Janda. Auch Kalbfleisch war Mitglied des Papyruskartells. Die Sammlung befand sich früh in der UB in der Bismarckstraße und gelangte 1953 testamentarisch als Geschenk in deren Eigentum. Heute umfasst sie mehr als 1.150 Nummern.

Aufbewahrung und Restaurierung

Einen größeren Teil der Papyri aus allen drei Sammlungen verglaste der damals weltbekannte Papyrusrestaurator Hugo Ibscher (1874–1943) auf der Berliner Museumsinsel. Nicht verglaste Stücke wurden meist zwischen Fließpapier aufbewahrt. Um alle antiken Gießener Sammlungen an einem Ort zugänglich machen, brachte man auch die Papyri Gissenses, die Ostraca Gissensia und die Papyri bibliothecae universitatis Gissensis im Jahr 1930 ins Handschriftenzimmer der UB in der Bismarckstraße. Dort kuratierte sie Kalbfleisch, bis Altes Schloss und UB im Dezember 1944 zerstört wurden.

Bereits im November 1939 wurden alle Sammlungen ins Untergeschoss der UB verlagert. Zur besseren Sicherung gelangten dann um 1940 die P.Giss. und die P.B.U.G. in den Tresor im Keller der damaligen Dresdner Bank in der Johannesstraße 1 gegenüber der Johanneskirche. Dort blieben sie unbeschädigt, bis ein Wieseck-Hochwasser im Februar 1944 den Tresor flutete. Erst im Frühjahr 1946 wurde dies bemerkt, worauf man die Papyri sofort barg, in die Bibliotheksruine holte und die Buchbinderei sowie der Gießener Althistoriker Hans Georg Gundel (1912–1999), der neue Kurator, mit Restaurierungsarbeiten begannen. Viele unverglaste Stücke waren zerstört oder erheblich beschädigt. Die von Glas umgebenen Papyri hingegen konnten überwiegend gesichert werden.

Seit 1958 fanden alle Sammlungen einen Platz in einem eigenen Papyrusraum im Neubau der UB am alten Standort. 1984 zogen sie in die neue UB auf dem geisteswissenschaftlichen Campus um. Im Rahmen zweier von der DFG geförderter Projekte konnten 1998 bis 2003 alle Papyri und Ostraka digitalisiert und über eine Datenbank online frei verfügbar gemacht werden (https://papyri-giessen.dl.uni-leipzig.de/content/start.xml). Zugleich erfolgte die Verglasung aller noch konservierbaren Fragmentreste.

Zugang im Sonderlesesaal

Die gesamte Gießener Papyrussammlung wird im alarmgesicherten und klimastabilen Sondermagazin (Tresor) der Universitätsbibliothek verdunkelt aufbewahrt. Neue Schränke wurden im Jahr 2014 von der Gießener Hochschulgesellschaft finanziert. Die Papyri können im Sonderlesesaal der Universitätsbibliothek zu den üblichen Öffnungszeiten bei einem begründeten Forschungsanliegen nach Voranmeldung benutzt werden.

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