Staatsbürgerschaft

Die Constitutio Antoniniana repräsentiert die Idee der politischen Integration von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft in ein Gemeinwesen in Verbindung mit einem hohen Grad an Respekt seitens des Staates gegenüber den betreffenden Menschengruppen, ihren Wertvorstellungen und Lebensformen.

Welche Vorzüge römische Bürger im Vergleich zu anderen genossen, wird auf den Seiten "Bürger und Fremde" sowie "Recht" erläutert. Auf dieser Webseite liegt der Fokus auf der Bedeutung der Constitutio Antoniniana für das Thema Staatsbürgerschaft aus heutiger Sicht.

Umfang und Einmaligkeit

Bemerkenswert ist zunächst der Umfang der Bürgerrechtsverleihung, der Maßnahmen ähnlicher Art offenbar deutlich übersteigt und in der Geschichte daher als einmalig betrachtet werden kann: In dem drei Kontinente umfassenden Römischen Reich wurde mit der Constitutio Antoniniana für viele Millionen Menschen unterschiedlichster kultureller Prägung ein einheitlicher Bürgerstatus geschaffen.

Ein toleranter Bürgerverband

In der Constitutio Antoniniana ist eine sog. Salvationsklausel enthalten, welche bestehende Bürgerrechte und lokale Rechtstraditionen ausdrücklich garantiert. Darin drückt sich aus, dass der neue einheitliche Bürgerverband im Römischen Reich weder nivellierenden Charakter haben sollte, noch auf die Zentralisierung der Herrschaft ausgerichtet war. Die Menschen, welche das römische Bürgerrecht neu erlangten, behielten somit auch ihr früheres, regional geprägtes Bürgerrecht. Der römische Bürgerstatus tritt nicht einfach an Stelle des alten, sondern wird zusätzlich verliehen. Das war besonders im Osten des Reiches relevant, der durch die griechische Stadtkultur geprägt war und wo jede Stadt ein eigenes Bürgerrecht hatte. Man war also gleichzeitig römischer Bürger und Bürger seiner Heimatstadt.

Dieses erhebliche Maß an Pluralität in rechtlicher wie auch administrativer Hinsicht hat freilich mit römischer Herrschaftspraxis sowie der Art der Organisation römischer Verwaltung zu tun: Ein Großteil öffentlicher Aufgaben wurde im Römischen Reich auf regionaler und lokaler Ebene bewältigt und nicht zentral geregelt.

Mehrfachstaatsbürgerschaft

Die Respektierung gewachsener politischer Einheiten bei der Schaffung eines neuen Bürgerverbandes ist welthistorisch einmalig. Das Beispiel zeigt, wie sowohl Einzelne als auch Gruppen von Mehrfachstaatsbürgerschaften profitieren können, ohne dass es dabei zu Zugehörigkeitskonflikten kommen muss. Angesichts der Herausforderungen durch Globalisierung und Migration handelt es sich um eine Idee mit außerordentlicher Relevanz für das 21. Jahrhundert.

Im >>nächsten Abschnitt<< wird die Rechtliche Relevanz erläutert.

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